Tina wird analog.

Hallo Besucher,

 

vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich all meine Lieder, Bilder und Musikvideos gelöscht habe. Auch von allen Musik- und Videoplattformen habe ich mich abgemeldet.

Ich will versuchen zu erklären, was es damit auf sich hat.

 

Fangen wir ganz vorne an:

Vor ungefähr zwei Jahren habe ich beschlossen, meinen beruflichen Kurs zu ändern und meinem Gefühl nachzugehen, das mir sagte, dass ich das Potential dazu habe, eigene Musik zu schreiben, ein Buch zu schreiben, wie auch immer geartet künstlerisch tätig zu sein.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, wo das Alles hinführen sollte bzw. würde.

Einmal damit begonnen schrieb ich innerhalb kürzester Zeit einige Songs, die ich mit meinem absolut mäßigen technischen Equipment selbst einspielte und bearbeitete. Diese Songs schickte ich dann per Mail an meine Familie und ein paar Freunde, die mich ermutigten, diesen Weg weiter zu gehen.

Sie sahen in mir ein Talent, das gefördert werden sollte und machten mir entsprechende Vorschläge. Hier ein paar davon sinngemäß wiedergegeben:

 

„Such dir doch eine Band, mit der du deine Songs dann aufführen kannst. Über die Auftritte kannst du dich bekannter machen.“

 

„Du könntest doch einfach nur mit Stimme und Klavier auf Kleinkunstbühnen auftreten.“

 

„Lade deine Musik bei You Tube hoch.  Am besten machst du noch coole Musikvideos dazu und dann baust du dir nach und nach eine Fan Base im Internet auf. Ein Facebook-Profil solltest du dir dann aber auch noch zulegen. Über deine Erfahrungen kannst du ja dann auch in einem Blog erzählen.“

 

Und da ich mir nicht vorstellen konnte, mit meiner Musik vor Menschen aufzutreten, weil ich unter unheimlichem Lampenfieber leide und mich diesem Stress nicht aussetzen wollte, wählte ich genau diese Internetvariante.

War das am Anfang aufregend, wenn ich ein neues Video hochgeladen und den Link an meine Newsletter-Abonnenten geschickt und dann gespannt auf die Klickzahlen, Likes und Gästebucheinträge gewartet habe!

 

Aber ironischerweise hat mir die meiste Bekanntheit ein total trashiges Musikvideo gebracht, mit dem ich an einem Gewinnspiel der NDR-Sendung Bingo! teilgenommen hatte. Das wurde nämlich nicht nur einmal während einer Sendung ausgestrahlt, sondern auch noch am Tag darauf bei „TV Total“. Stefan Raab rief mich dann direkt dazu auf, doch auch einmal die Schlag-den-Raab-Regeln zu singen. Sie würden es dann auch zeigen.

Einen Monat später schickte ich ein entsprechendes Musikvideo an die TV Total-Redaktion und habe seitdem auch auf mehrfaches Nachhaken hin nie wieder etwas von Raab und Co gehört.

 

Dann kam plötzlich ein (gut bezahlter!) Auftrag von einem Busunternehmen, einen Werbesong für sie zu schreiben und ich dachte mir – vielleicht ist das mein Weg: Ich schreibe einfach Lieder für andere. Egal, ob es jetzt Werbesongs sind oder ich die Haus- und Hof-Songwriterin von Jürgen Drews oder Roger Cicero werde… Es wäre eine Möglichkeit, mein Talent zu nutzen ohne mich selbst als Künstlerin vermarkten zu müssen. Aber auch als Songwriter für Dritte muss man sich verkaufen, Werbung für sein Produkt machen, Klinken putzen, Kontakte aufbauen. Alles nicht meine Stärken und auch nichts, worauf ich Lust habe.

 

Ich habe am eigenen Leib zu spüren bekommen, was das Leben einen immer wieder lehrt: Wenn man selbst nicht genau weiß, was man überhaupt will und dementsprechend auch nicht mit dem ganzen Herzen hinter einer Sache steht, wird das nichts.

Und an dem Punkt bin ich gerade: Ich möchte mir Zeit nehmen, mir in aller Ruhe zu überlegen, wo meine musikalische Reise hingehen soll. Denn dass ich mit der Musik und Kunst weitermachen will steht außer Frage. Vielleicht schreibe ich ein Kinderhörspiel oder entwickle doch ein Solo-Programm oder mir fällt noch etwas ganz anderes ein, das ich dann ganz konsequent und mit meinem ganzen Herzblut angehen kann.

 

„Bingo-Tina“ war eine lustige Episode, die mir Spaß gemacht hat, aber darauf will ich nicht aufbauen. Und es ist definitiv auch nicht der richtige Weg für mich, meine Songs und Musikvideos auf eine Plattform zu stellen, wo jeden Tag 65.000 neue Clips hochgeladen werden. (Google und Konsorten sollen von mir außerdem in keiner Weise mehr unterstützt werden, aber das ist ein anderes Thema…)

 

Es ist auch ein totaler Irrglaube, die Anzahl der Klicks und Likes würde etwas über den Wert meiner Songs aussagen. 90% der Klicks kamen sowieso von meiner Mama. :-)

Viel wichtiger als dass meine Musik und Videos Anklang bei einer breiten Masse finden ist es mir, dass ich mir selbst treu bleibe und das mache, was sich für mich 100%-ig richtig und authentisch anfühlt.

 

Viele von euch wissen vielleicht auch, dass ich vor 9 Monaten Mama geworden bin und ihr könnte euch sicher vorstellen, dass so ein Kind alles, was man tut relativiert und in ein anderes Licht rückt. Sicherlich hat das auch dazu beigetragen, mich vorerst aus dem Internet „zurückzuziehen“ und wieder „analog“ zu werden.

Mein Kind hat mir sehr geholfen, im Hier und Jetzt zu leben. Ich will „Inhalte“ nicht auf Facebook oder YouTube teilen, sondern mit den Menschen in meinem direkten Umfeld. Im wirklichen Leben, wo ich das Gesicht desjenigen sehen kann, dem ich einen neuen Song vorspiele.

Bevor ich aber noch anfange, eine Moralpredigt zu halten, höre ich lieber auf. :-)

Gerne könnt ihr eure Gedanken zu meiner Entscheidung mit mir per E-Mail oder im Gästebuch oder auch persönlich teilen.

Ich werde euch dann per Newsletter bzw. bei den Neuigkeiten auf meiner Homepage darüber informieren, wenn ich zu einem Ergebnis gekommen bin und was Neues starte. Vielleicht dauert es gar nicht so lange, denn ich habe schon ein paar Ideen…

 

Danke für eure vielfältige Unterstützung und eure Ermutigungen. Das hat mir sehr geholfen und mich bestätigt, dran zu bleiben.

 

Es grüßt euch herzlich

Eure Tina

 

P.S.: Leider schaffe ich es nicht, die Facebook- Twitter- und Google-Boxen unten zu löschen. Ironie des Schicksals...